Ein Rückblick über die Geschichte des Turnens in Reichelsheim
 

Eine Chronik über die beiden Vorgängervereine des KSV Reichelsheim
Deutscher Turnverein Reichelsheim und

Freie Turn-Gemeinde Reichelsheim
diente als Quelle für diesen historischen Rückblick

Die Chronik wurde von Hans-Dieter Schnellbächer aus vielen Daten,

Fakten und Erzählungen über die Vorgängervereine zusammengeschrieben

und dem Vorstand des KSV Reichelsheim übergeben.

Da die beiden Vorgängervereine nicht mehr existierten, wurde der

Kultur- und Sportverein Reichelsheim von sportlich interessierten Bürgern

nach dem zweiten Weltkrieg gegründet und 1948 durch einen Beschluss des Sicherheitoffizieres beim Landratsamt zugelassen.

 

 

I. Der Deutsche Turnverein Reichelsheim

 

Der junge Lehrer Franz-Peter Fritz hatte die Idee, in Reichelsheim einen
Turnverein zu gründen. Er konnte 15 junge Männer für die Idee begeistern

und am 30. August 1892 wurde der "Deutsche Turnverein Reichelsheim"

im Saal des Gasthauses "Zur Eisenbahn" gegründet.

Aus Mangel an Turngeräten wurde zunächst nach Jahn´schem Vorbild

geturnt. Das waren hauptsächlich Lauf- und Freiübungen. Durch Geldspenden

konnten nach und nach verschiedene Turngeräte und Turnbücher angeschafft

werden.

Aus dieser Zeit ist bekannt, dass das unentschuldigte Fehlen in der Turnstunde

mit einer Strafe von 10 Pfennig belegt wurde. Wer dreimal unentschuldigt fehlte,

wurde aus dem Verein ausgeschlossen.

Im Oktober 1894 wurde der DT Reichelsheim als Mitglied in den Turngau

Odenwald aufgenommen. Seitdem nahmen die Turner regelmäßig an den

Gauturnfesten teil.

 

Vom 3. - 5. August 1901 fand in Reichelsheim das 17. Gauturnfest des
Odenwaldgaues statt. Damit verbunden war die Weihe einer Fahne für den

Deutschen Turnverein Reichelsheim.

Die von den Reichelheimer Frauen gestiftete Fahne zeigt auf der einen Seite

das Bild des Turnvaters Friedrich-Ludwig Jahn und die Inschrift: "Gut Heil".

 

Auf der Rückseite zeigt sie die 4 F, das Zeichen der Turner (4 F für: Frisch -
Fromm - Fröhlich - Frei) und die Aufschrift Turnverein Reichelsheim.

Die Vereinsfahne wird heute noch zu besonderen Anlässen, wie bei Turnfesten

und Umzügen mitgeführt. Bei heutigen Veranstaltungen steht diese Fahne

wegen ihres Alters und der zahlreichen Fahnenbänder oft im Mittelpunkt des
Interesses.

1987 wurde die Fahne beim Deutschen Turnfest in Berlin unter 2000 Fahnen

ausgewählt und ist im Erinnerungsbuch zum Turnfest innerhalb eines

historischen Rückblickes abgebildet.

 

Der Turnverein fand regen Zuspruch in der Gemeinde. Die Mitgliederzahlen

stiegen seit Gründung ständig und die Aktivitäten des Vereines beschränkten

sich nicht nur auf das Turnen.

Es wurden Theateraufführungen einstudiert oder man beteiligte sich an

Wanderungen.

 

Im ersten Weltkrieg 1914 - 1918 schlief der Turnbetrieb ein. Danach wurden die
Turnstunden bald wieder von vielen Turnern besucht, so dass der Verein schnell
wieder einen Aufschwung erlebte.

1920 wurde eine Faustballabteilung gegründet. Im gleichen Jahr kamen die

ersten Frauen zum Turnen. 

 

1925 war Reichelsheim wieder Austragungsort des Gauturnfestes. Um bei diesem
Fest auch mit Musik vertreten zu sein, wurde im gleichen Jahr ein Spielmannszug
gegründet 

 

1932 erfolgte die Gründung einer Handballabteilung. Bis 1944 wurde weitergeturnt
und man nahm regelmäßig an den Gauturnfesten teil.

1945 wurde der Deutsche Turnverein Reichelsheim aufgelöst.

 

 

II. Die Freie Turn-Gemeinde Reichelsheim

 

Im Jahre 1919 wurde in Reichelsheim ein zweiter Verein die "Freie Turn-Gemeinde
Reichelsheim" gegründet. Die finanzielle Lage des Vereines war anfangs nicht
sehr gut, da ihm nur Arbeiter angehörten. Der Verein beteiligte sich an
Turnfesten benachbarter und befreundeter Vereine und richtete 1926 selbst ein
Bezirksturnfest aus.

 

1923 wurde ein Spielmannszug gegründet, der schnell über die Grenzen der
Gemeinde Reichelsheim hinaus bekannt wurde.

Auch in diesem Verein wurde 1925 eine Handballabteilung gegründet.

 

1933 wurde die Freie Turn-Gemeinde aufgelöst. Geräte, Schriftstücke und
Musikinstrumente wurden beschlagnahmt und später von der Gemeinde

Reichelsheim käuflich erworben.

Ein Großteil der Handballer und Turner übten ihren Sport beim Deutschen

Turnverein weiter aus.